Herrgott steh dem Führer bei, daß sein Werk das deine sei, daß dein Werk das seine sei. Herrgott steh dem Führer bei! Herrgott steh uns allen bei, daß sein Werk das unsre sei, unser Werk das seine sei. Herrgott steh uns allen bei! (Hermann Claudius) |
Der Katalog umfasst Lyrikbände und Anthologien, die zwischen 1933 und 1945 offiziell erschienen und im deutschen Buchhandel oder als Privatdruck erhältlich waren. Alle sind Bestandteil des Lyrikarchivs von Walter Wehner. Der größte Anteil der Bücher entstammt der Bibliothek des Germanisten Hans Böhm, eines äußerst wandlungsfähigen Herausgebers von Gedichtsammlungen, wie seine Balladenanthologie vor, während und nach der NS-Zeit belegt. Neben eindeutig faschistischen Gedichten mit zahlreichen Hitlerverehrungen, Marschliedern für die SA und SS, kriegsverherrlichenden Texten und Heim-ins-Reich-Rufen finden sich Naturlyrik und christliche Themen. Mit Beginn des 2. Weltkrieges mehren sich die Stimmen, welche die Kriegspolitik der Nazis auch im Gedicht zu rechtfertigen oder mit Durchhalteparolen die Heimatfront zu stabilisieren versuchen. Besonders die Arbeiterdichter gerieten bis auf wenige Ausnahmen ins ideologische Fahrwasser der Nazis. Bei über einem Drittel der Autoren ließ sich ein akademischer Titel, bei rund der Hälfte eine abgeschlossene Hochschulausbildung belegen. Einige Autoren beteiligten sich literarisch und persönlich an der Bücherverbrennung. Viele Verfasser publizierte auch nach 1945 literarische Texte - darunter einige im 'alten Geiste'. Und nicht wenige kamen trotz ihrer Führergedichte, trotz Funktionen in der NS-Kulturpolitik wieder zu literarischen Ehrungen, Preisen, waren Namensgeber von Schulen, Straßen, Plätzen, leiteten Verlage und Buchgemeinschaften. Hermann Claudius, Verfasser eines naiven Führergebetes, ist mit seinem auch von den Nazis übernommenen Wann wir schreiten Seit an Seit bis heute fester Bestandteil des Liedgutes der sozialdemokratischen Bewegung. Besonders in Österreich ist über Jahrzehnte ein unsensibler Umgang und eine Verdrängung der Problematik zu beobachten, in einigen krassen Fällen gar von einer offenen Unterstützung gerade der besonders belasteten Autoren zu sprechen. Eine Vollständigkeit der Angaben und Fehlerfreiheit ist sicherlich nicht erreicht worden. Über entsprechende Hinweise besonders zu den Biographien der Autoren freute sich der Verfasser. Walter Wehner |